Im Jahre 2006 war die Einführung der NBBL ( U-19 Jugend-Bundesliga) und im Jahre 2008 folgte die JBBL ( U-17 Jugend-Bundesliga). Beide Maßnahmen waren extrem wichtig und dringend notwendig um die Jugendlichen besser auszubilden. Andere Top-Nationen in Europa waren da Jahre voraus und produzierten regelmäßig NBA Spieler. Während Deutschland von 1999-2013 (Detlef Schrempf beendete 2001 seine Karriere) nur Dirk Nowitzki in der NBA vorweisen konnte. In der Nationalmannschaft spielte neben ihm (Kaman/Bradley wurden eingebürgert), niemand in der NBA. Es brauchte Zeit bis das Jugendprogramm Früchte abwarf. Nach nur 7 Jahren, von 2013-2017, haben es 7 weitere deutsche wie Schröder, Theiß, Kleber, Zipser, Pleiß, Harris und Olbrecht in die NBA geschafft. Unsere 1.Liga, die BBL, profitierte ebenfalls immer mehr vom Jugendprogramm (bei einem 12 Mann Kader gilt aktuell eine 6 deutsche + 6 ausländische Spieler Regelung). Den Begriff „Quotendeutscher“ gibt es nicht mehr. Deutsche Spieler kriegen dank der Regelung Spielzeit und können sich beweisen. Der letzte deutsche Topscorer der BBL (Robert Garrett nicht mitgezählt) war 1998 Dirk Nowitzki. 20 Jahre später war Robin Benzing lange auf Platz 1, wurde aber noch am Ende der Saison 2017/2018 Zweiter.

Alle 2 Jahre seit 1958, findet die inoffizielle U-18 WM, das Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim statt. Die USA ist mit 10 Siegen Rekordmeister. Magic Johnson, Tim Duncan, Vince Carter aber auch Arvydas Sabonis oder Dirk Nowitzki starteten ihre Karrieren dort. Deutschland überraschte mit dem 2.Platz 2010. Wie gut deutsche Jugend-Nationalspieler geworden sind, sah man beim Turnier 2016. Zum ersten mal überhaupt gewann Deutschland das Turnier. Ein weiteres Zeichen das es bergauf ging.

Samer dazu:

Das hört sich eigentlich ganz gut an oder? Mir reichte das noch lange nicht. Die Nachwuchsarbeit beginnt schon viel früher. Nach dieser guten Entwicklung trotzdem von einer Krise in den letzten 20 Jahren zu sprechen ist nicht nur meine Meinung. Ich finde, wir müssen noch früher ansetzen. In Sachen Schulsport können wir von der USA eine Menge lernen.

Ein absoluter Fachmann ist zum Beispiel Henning Harnisch. Er ist eine Basketball-Legende in Deutschland. Mit der deutschen Nationalmannschaft holte er den einzigen EM Sieg 1993, gewann in der BBL 9x hintereinander die Meisterschaft und 5x den Pokal. Nach seiner Spielerkarriere fing er 2004 bei Alba Berlin als Team-Manager an. Seit 2010 ist er dort Vize-Präsident und verantwortlich für den Nachwuchsbereich in Deutschlands größtem Basketballverein.

In einem Interview mit der `Zeit` vom 17.5.2017 sagte er:

Harnisch: “Der Schulsport steckt genauso in der Krise wie der Vereinssport. Man hört nur von beiden Seiten erstaunlich wenig. Wenn man in Deutschland über Sport redet, heißt es immer: läuft! Dabei müssten die Leute sagen: Wir haben ein Problem, lasst uns das als Krise definieren und anfangen, eine neue Perspektive zu schaffen.“

Samer dazu:

Er meinte die Vernetzung der Schulen und der Vereine. Denn die Talente müssen erstmal begeistert und dann erst entdeckt werden. So früh wie möglich. Deswegen können wir in Hamburg, dank unserer Bats-Korbanlage auch für 4-5 jährige also schon im Kindergarten die ganz Kleinen für unseren Sport begeistern. Bei den Jugendlichen gibt es auch ein Problem. Was passiert mit den Spieler die es nicht in die JBBL oder NBBL schaffen? Ich gehe da gern noch weiter und schlage eine neue Idee vor. Die Einführung einer Veranstaltung die in den USA “NBA Draft“ genannt wird. Die NBA Teams wählen jährlich aus den College-Ligen oder der FIBA die größten Talente für ihren Kader. Bundesliga Teams könnten bald ebenfalls aus der Schule oder der Uni die Talente raussuchen und ihnen Profi- Verträge (evtl. für den erweiterten Kader) plus Stipendium oder Ausbildung anbieten. Das hört sich noch wie ein Traum an. Wenn aber Vereine wie Alba Berlin, Brose Bamberg oder der FC Bayern München damit anfangen ist es ganz schnell Realität. Dafür braucht es ein einheitliches Schul-Team-Konzept in ganz Deutschland.

Harnisch weiter: “Wenn die Schulen vorangehen, kann das schon viel bewirken. Wir haben hier in Berlin eine Grundschul- und Oberschulliga gegründet. Dafür übernehmen jetzt vermehrt Sportlehrer die Verantwortung und bilden zum Beispiel Schulmannschaften, die an Wettbewerben teilnehmen. Sofort haben die Sportlehrer ein ganz anderes Standing bei ihren Schülern. Das gab es in den siebziger und achtziger Jahren schon mal, dass die Lehrer das Bindeglied waren zu den örtlichen Vereinen – im Basketball war das zum Beispiel extrem wichtig. Ganze Generationen von Nationalspielern sind durch die Förderung ihrer Lehrer zum Spielen gekommen. Es geht jetzt darum, eine neue Idee von Schulsport zu entwickeln. Erstens: Strukturen schaffen, die es Sportlehrern leichter machen, sich mit den lokalen Sportinitiativen ringsum zu vernetzen. Zweitens: Schulmannschaften bilden, die an attraktiven Wettbewerben teilnehmen – weil das so alternativlos richtig ist. Und drittens eine gute Ausbildung von Sportlehrern ermöglichen. Die Vereine sollten sich fragen, ob das, was sie tun, noch zeitgemäß ist: in der Woche nach 16 Uhr Training und am Wochenende Wettkampf, für den man oft in heruntergerockte Sporthallen fährt. Man könnte auch sagen:

Stopp! Lasst es uns machen wie die amerikanischen Highschools und die Wettbewerbe in die Schulen holen. Dafür nutzen wir dann den Vereinssport für die Ferien- und Freizeitorganisation, für alles, was Schule nicht abdecken kann. Der Verein organisiert das Snowboard-Camp in den Pyrenäen oder Open Gym am Wochenende. Nicht vergessen: Rund 170 Tage im Jahr ist keine Schule.“

Die St. Pauli Bats arbeiten bereits an der Umsetzung.

Henning Harnisch möchte nicht nur den Schulsport revolutionieren, er hat zudem seit 2011, mit Unterstützung von Ferrero ,die „Kinder+Sport Basketball Academy“ ins Leben gerufen. Ein geniales Nachwuchsprojekt für Kinder, dass sofort große Begeisterung erlangte. Die BBL nahm es in ihr Nachwuchsprojekt auf. Neben Alba Berlin, veranstalten 9 weitere BBL Vereine diese Events jährlich.

Hier finden sie mehr Infos: https: www.kinderplussport.de/basketball-academy/

Es ist aufgebaut wie ein Parcour in 4-5 Stationen (Wurf und Korbleger jeweils auf einen Korb) wobei man sich Trikots je nach Leistungstand verdienen kann. Die Stationen sind Koordination, Passen, Dribbeln und Werfen. Jede Station hat 6 Schwierigkeitsstufen von Rookie bis All-Star. Wenn man das „Rookie“ Level an jeder Station erfolgreich besteht bekommt man ein weißes Trikot. Danach kommt das 2. Level, das gelbe „Junior“ Trikot. Schafft man dort auch alle Stationen wartet Level 3 und das blaue „Player“ Trikot. Nach Level 4 gibt es das grüne „Baller“ Trikot. Bei dem 5. Level wird es dann schon sehr schwer, sogar für Ältere, dafür gibt es das rote „Master“ Trikot. Ziel ist es den Ritterschlag zum „All-Star“ zu bekommen und sich das schwarze Trikot zu verdienen. Erst 8 Kinder von mehreren Tausend Teilnehmern haben das geschafft (Stand Dezember 2017). Das erhöht natürlich den Reiz umso mehr. Wissen Sie wozu das führt? Die Kinder schnappen sich in der Freizeit den Ball und trainieren allein bis sie das nächste Trikot bekommen. Auch das Interesse an Vereins-Basketball wird geweckt.

Als ich meinen Grundschülern auf St. Pauli davon erzählte wollten alle mit. Einige wollten sogar ihre Fußball Punktspiele am WE dafür absagen. Ich sagte aber den Kids, dass wir auch bald ein Event planen. Die Idee, sich wie beim Karate, dass schwarze Trikot zu verdienen motivierte alle Kinder. Natürlich erzählte ich ihnen erst nach dem Event wie schwer es ist das schwarze Trikot zu bekommen. Ich hatte sogar Sorge ob einige überhaupt das weiße Trikot schaffen. Sie sind zwar schon seit April 2017 in meiner Schulkurs, aber in 60 Minuten pro Woche spielten wir mehr als dass wir richtig trainierten. Also waren alle noch Anfänger (Rookies).

Ihr Lehrer auf der GtS St.Pauli, Herr Burian, kam auf mich zu und fragte ob er mit dabeisein kann. Seit dem ich an der Schule die Basketball-AG anbiete, half er mir und den Bats wo er nur konnte. Er ist genau der Lehrer von dem Henning Harnisch im Interview sprach. Ein notwendiges Bindeglied zwischen Schule und Verein. Er ist selbst Sportler und weiß wie wichtig solche Events für die Kinder sind. Ich bin froh ihn an meiner Seite zu haben.

Die Halle war voll. Über 250 Kinder nahmen teil. Man musste eine Liste mit sich führen, wo eingetragen wurde bei welcher Station man welches Level schon erreicht hat. Für die Stationen Koordination, Passen, Dribbeln, Korbleger und Werfen hatte man 3 Std Zeit.

Der Andrang war groß. Es waren fast nur Kinder aus Wedel da. Beinahe alle im Vereins-Outfit. Wir waren die einzigen aus St. Pauli. Das Schöne war, es ging mal nicht um Sieg oder Niederlage sondern nur um seine eigenen Fähigkeiten. Unsere Kinder schlugen sich gut und schafften alle das „Rookie“ Level. Mit Stolz zogen sie das weiße Trikot über. Sie wollten sich natürlich direkt das nächste Trikot verdienen doch die Zeit war abgelaufen. Wir freuen uns schon bald selbst ein Kinder+Sport Academy Event zu organisieren. Die Kinder können es kaum abwarten.

Danke an Henning Harnisch und Alba Berlin für dieses Projekt. Wir sind auf eurer Seite. Danke auch an Ferrero für die unzähligen Trikots. Euch mochten wir ja eh schon immer.